Leineschafe

Leineschafe sind eine frohwüchsige, marsch- und widerstandsfähige Landschafrasse. Die Tiere haben für eine Landschafrasse eine gute Bemuskelung und wurden bis 2016 in zwei verschiedenen Zuchtbüchern unter dem „ursprünglichen Typ Leineschaf“ und „Leineschaf“ geführt. Danach wurde die Rasse als einheitliche Rasse „Leineschaf“ aufgenommen.

Die Leineschafe zeichnen sich durch ihre hohe Fruchtbarkeit, Leichtlammigkeit*1 und Anpassungsfähigkeit aus. Die Tiere kommen sowohl auf einer guten, futterreichen Weide als auch auf Magerrasen gut zurecht.

Fellfarbe: weiß
Gewicht Mutterschafe: 60 – 75 kg
Gewicht Böcke: 80 – 100 kg
Nahrung: Wiesen, Gras, Kräuter, Blätter, junge Triebe, Äste, …
Besonderheiten: Leichtlammigkeit, gute Muttereigenschaften, genügsam
Bedrohungsstufe: Kategorie 2, stark bedroht (G-E-H)

„Ich habe mich bewusst für die Leineschafe entschieden, da ich eine vom Aussterben bedrohte Rasse erhalten und züchten möchte.

Mich haben die Eigenschaften dieser tollen Rasse einfach überzeugt. Als ich mir die ersten 5 Absetzer, also Lämmer, die nicht mehr gesäugt werden, geholt habe, habe ich diese Entscheidung nicht bereut. Nach einigen Tagen Eingewöhnungszeit im Stall und Kennenlernen, wurden die Tiere immer zutraulicher. Natürlich gab es immer wieder das eine oder andere Leckerlie in Form von schmackhaftem Futter.“

Henning Ripke

Herdbuchzucht

Es werden für die Zucht und den Erhalt der robusten und bedrohten Rasse viele Kriterien berücksichtigt‭, ‬damit auch weiterhin ein‭ ‬gesunder Genpool für die zukünftige Zucht gewährleistet werden kann‭. ‬So wird z‭. ‬B‭. ‬bei der Wolle auf die Farbe‭, ‬Ausgeglichenheit und Feinheit geachtet und bei der Bemuskelung auf die Muskelausprägung am Rücken und an den Keulen‭. ‬Bei der Erscheinung‭, ‬dem Rahmen des Tieres‭, ‬kommt es auf ein rassentypisches Aussehen an‭. ‬Erfüllt ein Tier diese Kriterien nicht‭, ‬wird mit ihm nicht mehr‭ ‬weitergezüchtet‭. ‬Das nennt man Selektionszucht‭.‬

Was ist die „Rote Liste“?

Die Rote Liste ist eine Liste‭, ‬die jährlich von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen aktualisiert‭ ‬und veröffentlicht wird‭, ‬auf der die Namen aller bedrohten Nutztierrassen in Deutschland stehen‭. ‬Dort sind von Rindern über Schafe bis hin zu Bienen Tiere aufgeführt und in Kategorien von gefährdet bis extremgefährdet eingeteilt‭. ‬

Es ist an uns‭, ‬die Tiere so in unser Konzept einzubinden‭, ‬dass eine langfristige Erhaltung der gefährdeten Rassen gewährleistet‭ ‬ist‭. ‬Weitere Informationen über die bedrohten Tierrassen finden Sie auf der Internetseite der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V‭. (‬GEH‭).‬
www.g-e-h.de >

Ablammung

Ein Schäfchen kommt zur Welt

Sind die Mutterschafe im Herbst erfolgreich vom Bock gedeckt*2 worden, das sehen wir an den bunten Hinterteilen, können wir den Zeitraum der Ablammung exakt festlegen und einplanen. Deshalb kommen die weiblichen Tiere, meistens Anfang Februar, rechtzeitig in den Stall. Dort können sich die Tiere am Heu satt fressen und etwas an die Stallzeit gewöhnen. In der Regel lammen*3 die ersten Schafe 145 – 150 Tagen nach dem Decken ab.

Ist es absehbar, dass ein Tier bald seine Lämmchen zur Welt bringt, kommt die Mutter kurz vor der Geburt in einen separaten Bereich. Dort kann das Muttertier dann in Ruhe ablammen*3 und sich anschließend in Ruhe um den Nachwuchs kümmern. Dadurch erhoffen wir uns eine bessere Bindung der Mutter zu ihren Kleinen, denn diese sind die ersten Wochen auf die Milch der Mutter angewiesen.

Da wir für die Abtrennung nur Gitter verwenden, hat die Mutter mit ihren Kleinen auch immer noch Blickkontakt zu ihrer Herde. Sollten wir mal nicht dabei sein, würde das Muttertier einfach in der Herde ablammen, das geht meistens auch ohne größere Probleme vonstatten.

Oftmals zieht sich das Mutterschaf gerne etwas zurück, wenn es kurz vor der Geburt steht. Wie beim Menschen, versucht sie unter Wehen das Lamm aus dem Geburtskanal zu pressen. Dabei ist es wichtig, dass das Ungeborene in der richtigen Position liegt. Sind die beide spitzen Vorderbeinchen zu sehen und in der richtigen Position, liegt es richtig. Dann folgt meist auch schon der Kopf, und nachdem die Ohren raus sind, macht es einen Platsch und das Neugeborene liegt hinter der Mutter.

Die Mutter kümmert sich sofort um das Kleine und leckt es sauber. Das tut nicht nur dem Frischgeborenen gut, sondern steigert auch die Bindung zwischen beiden. Am häufigsten bekommen Schafe übrigens Zwillinge, dann Einlinge und Drillinge, und in den seltensten Fällen Vierlinge. Kaum zu glauben, schon wenige Minuten nach der Geburt versucht das Lämmchen  aufzustehen und sucht den Weg zu den Zitzen der Mutter.

In den ersten 24 h Stunden nach der Ablammung gibt das Mutterschaf die kostbare Biestmilch ab. Diese enthält die ganzen wichtigen Abwehrstoffe, die so ein Lämmchen für sein Leben braucht. Deshalb achten wir auch immer darauf, dass jedes Neugeborene direkt bei seiner Mutter säuft.

Da das Euter der Schafe nur zwei Zitzen (Striche) hat, kommt es bei Drillingen zu Rangeleien. Da ist dann darauf zu achten, dass jedes Lämmchen genug abbekommt. Wundert ihr euch, wieso die Kleinen beim Saufen mit dem Kopf gegen das Euter der Mutter stoßen? Das machen die nicht, um diese zu ärgern, im Gegenteil, das regt die Bildung der Milch in deren Euter an.

Mehr über unsere Arbeit rund um die Tiere erfährst Du hier >

*1) Leichtlammigkeit beschreibt, dass es beim Lammen kaum zu Schwierigkeiten oder Komplikationen kommt, z. B. durch einen schlanken Kopf des Lammes.

*2) Decken: Das Zusammenbringen eines männlichen und weiblichen Tieres zum Zweck der Begattung und Fortpflanzung

*3) Lammen, ablammen: ein Lamm (junges Schaf) wird geboren. Sinnverwandtes Wort: werfen