Weidemanagement
Wir halten unsere Tiere die meiste Zeit auf der Weide. Da das Schaf an sich sehr robust ist und für die Natur geschaffen, sind auch unsere Tiere das ganze Jahr über draußen an der frischen Luft. Nur während der Ablammzeit, bei sehr schlechtem Wetter und ggf. für den Service kommen sie in den Stall.
Da das Wachstum und die Gesundheit der Tiere vor allem von einem guten Futter abhängig sind, ist ein gutes Weidemanagement das A und O.
Wie wir beweiden, auf was wir beim Zäunen achten und wie die Tiere von einer Weide zur nächsten kommen, erfährst Du hier.
Es gibt viele verschiedene Arten, eine Grünfläche zu beweiden. Abhängig von der Einteilung der Fläche, kommt eine Portionsweide, Umtriebsweide oder eine extensive Standweide in Frage.
Bei einer Portionsweide wird in kurzen Abständen immer ein Stück Weide dazu gezäunt. Dies ist zwar aufwendiger, aber die Tiere bekommen fast täglich frisches Futter mit hoher Qualität zugeteilt. Ein Nachteil ist, dass die Tiere oft zu hastig das frische Gras fressen und der Pflanzenbestand nicht gut verdichtet wird.
Die Umtriebsweide, auch Koppelweide genannt, ist eine der häufigsten angewandten Weideformen. Es wird gleich zu Beginn ein größerer Bereich eingezäunt. Dort bleiben die Tiere mehrere Tage, bis das Grün komplett abgefressen ist. Dann geht es weiter zum nächsten Weidebereich. Der Vorteil dabei ist, dass ein gleichmäßiger Tritt für die Verdichtung der Grasnarbe erreicht wird. Auch ist der Krankheitsdruck geringer, da die Tiere erst wieder auf die Weide kommen, wenn diese wieder komplett bewachsen ist.
Die externe Standweide bringt den geringsten Arbeitsaufwand mit sich, weil es eine fest eingezäunte Weide ist, die vom Frühjahr bis Herbst durchgehend beweidet wird. Die Tiere haben zwar mehr Platz, um das beste Futter zu suchen, jedoch verschwindet mit der Zeit das Angebot an Futtervielfalt. Es gibt hierbei viele sehr kurz abgefressene Bereiche, weil innerhalb kurzer Zeit das frische Gras nicht nachwachsen kann.
So gehen wir vor
Unser Weidemanagement besteht aus einer Kombination aus Umtriebs- und Portionsweide. Bevorzugt teilen wir unsere Weide so ein, dass immer ein Teil komplett abgefressen wird und wir dann mit der ganzen Gruppen zum nächsten Teil weiterziehen (Umtriebsweide). Da wir auch langgezogene Wiesen innerhalb von FFH-Gebieten*1 haben, eignet sich dieses Verfahren hervorragend, da die Tiere somit keine weiten Wege zur nächsten Weide haben.
Je nach Einteilung der Flächen, Materialeinsatz und zeitlichem Aufwand, stecken wir manchmal auch nur einen Teil dazu und vergrößern die Weide (Portionsweide). Eine Standweide kommt für uns wegen dem Krankheitsdruck und den doch zum Teil anfälligen Tieren nicht in Frage. Auch für den enormen Futterbedarf der Tiere müsste die Weide riesig sein.
Was bei uns alles auf der Weide steht? Erfährst Du hier >
Achtung! Unsere Zäune
stehen unter Strom.
Damit die Tiere auf der Weide bleiben und sie geschützt vor Gefahren von außerhalb sind, umzäunen wir die Weiden komplett. Als Abgrenzung verwenden wir flexible Zaunnetze, die mit Streben verstärkt alleine stehen. Eine bestimmte Höhe ist vorgeschrieben, damit die Zäune durch andere Tiere von außerhalb nicht überwunden werden können.
Zusätzlich ist der geschlossene Zaun an ein Batteriegerät angeschlossen und steht unter Strom. Das verhindert, dass Tiere an den Zaun gehen, durchspringen oder sogar darübersteigen.
Bei Kontakt mit dem Netz bekommt man einen leichten Stromschlag. Dieser ist nicht tödlich, bewirkt aber ein sehr unangenehmes Gefühl, das im ersten Augenblick auch etwas schmerzen kann. Das schreckt die meisten Tiere ab und sie halten einen sicheren Abstand. Vorgegeben ist eine Spannung von mindestens 4000 Volt – je mehr, desto besser ist der Schutz.
Je nach Lage der Weide und Sonnentage, laden wir unsere Batterie mit einem Solarpanel, das neben der Weide steht.
Das schont unseren Rücken, weil die schweren Batterien nicht zum Laden geschleppt werden müssen, aber auch die Umwelt.
Das Zäunen
Vorbereitungen vor dem Zäunen
Bevor wir einen Weidebereich einzäunen, wird mit dem Mulcher*2 oder der Motorsense das Gras rundum einmal kurz gemulcht*2. Somit entsteht ein ca. 1 m breiter Streifen um die Weide, der uns garantiert, dass keine störenden Gräser in die Zäune hängen und dadurch den Strom ableiten. Dies hätte zur Folge, dass die Batterie schneller leer wird und ggf. der Elektrozaun seine Wirkung verliert. Auch achten wir darauf, dass keine Äste in den Zaun ragen oder auf diesen fallen könnten.
Stecken der Zäune
Die gerollten Zaunpakete laden wir im geschätzten Abstand entlang der Weide ab. Danach rollen wir den ersten Zaun ab und legen ihn flach aus. Dann beginnt einer von uns vorne den Zaun aufzustellen. Dafür greift er sich den Stab am Anfang und tritt mit dem Fuß die angeschweißten Spieße in den Boden.
Das geht in der Regel recht leicht und sorgt für einen sicheren Halt des Zaunes. Danach folgt der nächste Stab, der unter leichter Spannung, wie eben beschrieben, auch in den Boden gesteckt wird. Die Spannung zwischen den einzelnen Zaunstangen ist wichtig, damit der Zaun nicht durchhängt und von den Tieren übersprungen werden kann. Steht der erste Zaun, wird der zweite direkt angebaut und die Verbindung für den Stromfluss sichergestellt. So folgt ein Netz nach dem anderen, bis die Weide komplett umzäunt ist.
Was wir sonst noch so an Arbeit rund um unsere Tiere haben? Erfährst Du hier >
Umzug der Tiere
Um die Tiere von der einen Weide zur nächsten zu bringen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder sie werden von uns mit dem Anhänger abgeholt, das machen wir meistens nur bei ganz kleinen Gruppen, verletzten Tieren oder bei größerer Distanz, oder sie laufen selber. Dies ist unsere bevorzugte Variante, das sogenannte Umweiden. Das macht auch den Tieren Spaß, da auf dem Weg das eine oder andere Blatt vernascht wird, das beim Nachbarn aus der Hecke ragt.
Mit mehreren Personen führen wir die Herde in einer geschlossenen Gruppe über Feldwege, Straßen und durchs Dorf. Dabei achten wir vor allem auf den Verkehr, darauf dass keine Gefahren für die Tiere entstehen können und kein Tier aus der Gruppe ausreißt. Aber in der Regel bleiben sie zusammen und das Umweiden geht zügig vonstatten.
*1) FFH-Gebiet: Fauna-Flora-Habitat-Gebiete sind Schutzgebiete im Natur- und Landschaftsschutz, die dem Schutz von Lebensräumen dienen.
*2) Mulcher, Mulchgerät, Mähmulcher, mulchen: Anbaugerät an den Traktor, um Gras zu mähen, zerkleinern und als Mulch am Boden abzulegen und anzudrücken.